Samstag, 5. Mai 2012
Weakness
Ich hatte ja gehofft, dass von deiner Seite noch eine Entschuldigung kommt...Aber leider kam sie bisher nicht und ich denke, es wird auch keine mehr kommen...
In einigen Sachen, die du gesagt hattest, hast du eigentlich Recht.
Ja, es stimmt, ich bin verunsichert. Und nicht nur das, ich bin sogar chronisch unsicher. Es gibt kaum eine Situation in meinem Leben, wo ich nicht Angst davor habe, einen großen Fehler zu begehen. Und im Moment habe ich riesige Angst davor, noch einen Schritt weiter zu gehen, weil hinter allen Türen, die ich momentan öffnen könnte, ein fürchterlicher Abgrund zu sein scheint und ich mich deshalb momentan lieber verängstigt in meine Ecke zurückziehe...
Ja, es stimmt auch, dass ich mir momentan nicht helfen lassen möchte. Das hat den Grund, dass ich nicht denke, dass ein Partner mit bei meiner Unsicherheit, meinen Schmerzen und den Kämpfen in meinem Kopf helfen kann oder sollte. Es ist nicht gut, aus einer Depression heraus zu kommen, nur weil man gerade den richtigen Partner hat und sobald die Beziehung in die Brüche geht, liegt man wieder im selben Loch wie vorher...Wobei ich bei mir mittlerweile eher das Gefühl habe, ich sollte nicht mehr versuchen, aus der Depression zu entkommen, sondern sie als unveränderbaren Teil meines Lebens anzusehen. Und damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Ja, ich bin schwach. Verdammt schwach. Manchmal fühle ich mich so schwach, dass ich nicht einmal mehr aufstehen möchte, mich nicht in der Lage sehe, das geringste meiner Probleme zu lösen...

ABER

Es gibt auch Dinge, bei denen du absolut falsch lagst oder ich begründet annehmen kann, dass du es tust.

Mag sein, dass ich dich nicht gut kenne. Ich weiß nicht, was dir in deinem Leben bereits passiert ist, dass du zum Teil derart desillusioniert, derart zynisch geworden bist. Ich weiß nicht, was diese unsagbare Wut in dir entbrannt hat, noch was sie nun immer wieder hervorruft. Im Grunde kenne ich dich wenig und das liegt vor allem daran, dass du nicht viel von dir Preis gibst. Doch so sehr du mich beleidigt und denunzierst: Ich bin nicht dumm. Und ich bin in der Lage, hinter deine Maske zu schauen und dich zu verstehen, selbst wenn du es selbst nicht tust, weil du dich mit Händen und Füßen gegen das Eine wehrst, was in dir wohnt und dich manchmal von innen her zu zerfressen scheint.
Du sagst, du fürchtest keine Schmerzen und hast keine Angst vor einem gebrochenen Herz. Warum zeigst du dann nie Gefühle nach außen, wenn es nicht die Angst ist, verletzt und ausgenutzt zu werden? Und deshalb glaube ich nicht, dass du weißt, was in die abgeht. Weil du es bis zum letzten Atemzug verleugnest, aus Angst, das zu erkennen, was eigentlich in dir vorherrscht!
Du sagst, du möchtest keine Gefühle zeigen, weil es so gesund für dich ist. Du sagst, du seist kalt und im nächsten Moment erwartest du von mir, dass ich dir sage, ich liebe dich und möchte eine Beziehung mit dir eingehen. Aber warum sollte ich dir mein Herz schenken, wenn du selbst von dir sagst, du besitzt kein eigenes? Was bekomme ich im Gegenzug für meine Liebe zurück? Eine Schatzkarte mit der Anweisung „"Catch me if you can"“ ? Selbst, wenn das für dich gesund wäre – und das bezweifle ich stark, weil du dir mit der Mauer um dein Herz jegliche Freundschaften und Beziehungen erschwerst – wäre es für MICH nicht gesund!
Du sagst, du bist anders als die anderen Männer, während du noch im selben Atemzug versuchst, mir zu zeigen, wie unglaublich stark du bist und dass du allein schon gut zurecht kommst und niemandem hinterher laufen musst, um glücklich zu sein; ohne zu bedenken, dass ich vielleicht genau DAS meinte, als ich von Dingen sprach, die mich an Männern abschrecken. Ich erinnere mich, dass du einmal zu mir sagtest, zu einer Beziehung gehört mehr als ein bisschen Herzklopfen, sondern, dass man sich fallen lassen kann, sich geborgen fühlen kann... Denkst du, ich kann das bei jemandem, der mir sagt, er kann sein Leben auch gut und gerne ohne mich weiterleben?
Wenn du all die Sachen aus deinem Leben, von denen du auf so emotionale Weise berichtest, so gut verarbeitet hast, dass dir nun klar ist, wer du bist, so frage ich dich: WER bist du geworden? Was haben dir die Streitereien deiner Eltern über dich gelehrt? Dass du hilflos bist? Was hat dir das Mobbing gelehrt? Dass du wertlos bist? Und wenn du so genau über dich Bescheid weißt, dann sag mir: Wer bist du und warum bist du so?
Ich war so kurz davor, dir mein Herz zu schenken und mich endgültig auf dich einzulassen, doch dann hast du mir diese Seite von dir gezeigt.

Und ich habe Angst vor dieser Seite.

Ich habe Angst vor dieser Stärke, die aus der Schwäche in dir entsteht. Ich habe Angst davor, in der Beziehung immer die Schwächere zu sein, weil ich im Gegensatz zu dir nicht annähernd so geübt darin bin, meine Gefühle einfach auszublenden wie du. Ich habe Angst davor, immer hinter deinem PC anstehen zu müssen und zu hoffen müssen, dass du gerade mal Lust hast, dich auf mich einzulassen, wenn es mir nicht gut geht. Ich BIN emotional, mein ganzes Leben besteht aus Emotionen! Diese Emotionen müssen erst einmal verstanden werden und ich bin mir nicht sicher, ob jemand, der von sich selbst behauptet, kalt zu sein und kein Herz zu besitzen, dazu überhaupt in der Lage ist. Ich schätze deine starke Schulter zum Anlehnen, doch woher will ich wissen, dass du sie nicht irgendwann einmal gebrauchst, um mich damit zu Boden zu schlagen?

Im Moment habe ich einfach furchtbare Angst vor deiner männlichen Stärke, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass sie zum größten Teil nur gespielt ist...Doch in einem weiß ich genau, ich bin stärker als du: Denn ich WEISS, dass ich Angst habe. Und ich kann es mir eingestehen, verbalisieren und kommunizieren. Ich kenne diesen Teil von mir, der klein und schwach ist und habe ihn angenommen und lieben gelernt, während du gegen ihn ankämpfst. Das Eine, das in dir wohnt...deine eigene Schwäche, deine eigene Unzulänglichkeit...Und vor der hast du noch viel mehr Angst, als ich vor dir habe und das ist dein Problem. Deswegen wirst du deine Mauer immer höher bauen, wenn jemand sich dem Biest in dir nähert, um es nicht heraus zu locken, bis es um sich schlägt und du seine Existenz nicht mehr verleugnen kannst..!
Meine Schwäche ist real, doch deine ist ein riesiger dunkler Schatten, der dich bis an dein Lebensende verfolgen wird, wenn du dich ihm nicht näherst. Und ich denke, in deinem Innersten weißt du das ganz genau.

Also lass mich schwach sein und Angst haben. Und bleibe in der Dunkelheit, wenn du meinst, dass sie dein einziger Freund ist.