Montag, 4. Februar 2013
III
Man sollte versuchen, sich immer im Klaren darüber zu sein, was man will. Ich denke, ich war dies in den letzten Jahren nicht immer. Ich denke, ich hatte solche Angst vor dem Alleinsein, dass ich mich zu selten gefragt habe, ob ich die Person, mit der ich zusammen bin überhaupt liebe oder ob sie nur eine Zwischenlösung ist, bis ich den Einen, den Mann für's Leben gefunden habe.
Und ich denke, das ist der Grund, warum ich dieses Herzklopfen, dieses Verliebtsein in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst habe. Ohne wahre Liebe kein Herzklopfen. Und Beziehungen auf Angst aufzubauen, ist definitiv keine gute Idee.

Es ist gut, dass ich mich vor einiger Zeit gefragt habe, was genau ich eigentlich will. Ich fragte mich: "Was würdest du machen, wenn er plötzlich vor dir stände und sagte, er möchte eine Beziehung mit dir führen, er sei unermesslich in dich verliebt."
Und die Antwort war schmerzhaft, doch klar: "Ich würde ablehnen." Ich hatte furchtbare Angst davor, für ihn nichts mehr zu sein, doch der Gedanke daran, für ihn alles zu sein, schreckte mich kaum weniger ab. Das war definitiv nicht das, was ich wollte, ich hatte es mir nur nie eingestanden.
Und mit dieser Gewissheit beendete ich den Kontakt zu ihm, dieses ewige Hin und Her zwischen zwei Menschen, die beide nicht wissen, was sie wollen.

Heute weiß ich es. Es ist diese Sekunde, wenn ich in seine dunkelbraunen Augen blicke und mich sofort fühle, als wäre ich in einer anderen Welt. Diese Gewissheit, dass sich all das Warten für ihn mehr als gelohnt hat. Alles, was jemals in meinem Leben für mich wichtig war, verliert vollkommen seine Bedeutung, wenn ich ihn betrachte, wenn mein Blick zum schier tausendsten Mal seine Haare durchfährt und in seinen Augen hängen bleibt, sich darin vollständig verliert.
Es ist das Gefühl, ihn so ganzheitlich zu lieben, wie er ist, denn seine wenigen Makel sind so unbedeutend im Vergleich zu den vielen herausragend schönen Eigenschaften.
Es ist das Gefühl, von ihm geliebt zu werden, so wie ich bin. Bedingungslos. So war es von der ersten Sekunde an, in der ich in seine Augen sah. Zwei Suchende, die sich nach einer endlosen Suche nun endlich gefunden hatten. Und nichts auf der Welt sollte sie je mehr trennen. Hach, ich werde kindisch.

Ich grinse, er blickt mich an.
"Was machst du da eigentlich?"
- "Ich schreibe Blog."
- "Über mich?"
- "Nein..." Ich grinse wieder. Er grinst zurück und am Fußende des Bettes sitzend zupft er mir am großen Zeh.
"Hoffentlich nichts Perverses." sagt er schließlich.
- "Na da gibt's ja noch nicht so viel zu erzählen!" ärgere ich ihn. Er überfällt mich, schmeißt den Laptop aufs Bett und küsst mich innig. Als er absetzt, lache ich los. "Touché!" sage ich.
Er schweigt kurz. Sein Lächeln verschwindet.

"Na dann schreib doch über Prüfungsvorbereitung, da hast du immerhin viel Aktuelles zu berichten." sagt er ernst. Mein Lächeln verschwindet augenblicklich.

Pause.

"Touché!" sagt er endlich und lacht laut los. Und ich schüttle den Kopf und kann nur mit einstimmen.