Donnerstag, 13. Juni 2013
Schmerzen
Eigentlich ist im Moment alles ziemlich in Ordnung bei mir und ich kann mich über wenige Sachen ersthaft beklagen. Allerdings ging es in den letzten Wochen, vor allem in den letzten 8 Tagen, bei mir ziemlich drunter und drüber.

Ich habe versucht, meine letzten Tage in Wiesbaden, in denen ich bereits frei hatte, so gut wie möglich zu genießen und auszukosten und ich denke, das ist mir auch gelungen. Am 27.05. habe ich bei strahlendem Sonnenschein eine Radtour am Rhein gemacht, dabei wundervolle Fotos geschossen und mich endlich mal wider richtig verausgabt - und mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass es das letzte Mal sein sollte.

Am Tag darauf merkte ich ein dumpfes Drücken im Unterbauch, wenn ich mit dem Rad über das Kopfsteinpflaster fuhr. Vielleicht etwas weniger stark als wenn man seine Tage hat. Ich dachte mir nichts dabei - jede Frau kennt von Zeit zu Zeit diffuse Unterleibsschmerzen. Getippt habe ich auf eine leichte Niereninfektion und habe mich die Tage geschont und gewärmt. Dann kam der Umzug zurück in die Heimat, bei dem ich wieder tapfer 27kg auf dem Rücken und 10kg am Fahrrad zwischen den Gleisen hin- und herschob.

Als das Bauchdrücken nach 1,5 Wochen nicht aufhörte, beschloss ich, zum Hausarzt zu gehen. Der tastete mich ab und meinte, es sind nicht die Nieren und mir war schon klar, dass es dann nur die Eierstöcke sein können.
Da im Osten akut Hochwasser ist und mein Frauenarzt abgesoffen ist, fuhr ich mit meiner (endlich wieder!) Mitbewohnerin und besten Freundin in die Notaufnahme, was sich letztlich als großes Glück erwies. Auf dem Ultraschallbild zeigte sich eine geplatzte gestielte Eierstockzyste von 5cm Durchmesser und Einblutungen. Schon als ich diesen riesigen schwarzen Fleck auf dem Bild sah, fing ich mit Weinen an. Die Ärztin sagte dann, das muss sofort operiert werden, sie machen mir derweil ein Bett frei und melden mich für die Not-OP an.

Ich hatte sonst nie irgendwas, wurde auch noch nie operiert, hatte aber keine wirkliche Angst davor. Die Angst kam erst, als der Arzt mir mitteilte, es könne sein, dass sich die Zyste um den Eierstock gedreht und ihn damit abgetötet habe. Dann müssten sie den ganzen Eierstock entfernen und ich hätte nur noch einen... Ich hielt mich damit über Wasser, dass ich ja keine wirklichen Schmerzen hatte und das sprach gegen einen toten Eierstock. Die Verunsicherung blieb aber natürlich.

Die OP verlief komplikationslos, hinterließ 3 kleine genähte Stellen am Bauch und in den ersten Tagen ganz fürchterliche Schmerzen, die mich ständig nach Schmerzmitteln verlangen ließen. Schlafen konnte ich nur noch auf dem Rücken (wie im Sarg) und jede Bewegung brachte Schmerzen mit sich, die meinen Kreislauf kollabieren ließen. So auch die Versuche der Nachtschwester wenige Stunden nach meiner OP, mich hinzusetzen. Zum Glück betäuben diese Schmerzen einen etwas, sonst wäre ich vermutlich gestorben. Der erste Tag nach der OP war der Horror. Ich hatte keine Stunde geschlafen, war mutterseelenallein im Zimmer, wurde von den Schwestern nicht ernst genommen und weinte zwischen 04 und 07 Uhr mein Kuscheltier nass, weil ich so verzweifelt war. Die Schmerzen hörten nicht auf, das Paracetamol schlug nicht an und keiner, mit dem ich reden konnte...
Ganz furchtbar war auch, als sich in der zweiten Nacht der Drainageschlauch für das Wundwasser von innen in meine Gebärmutter bohrte und ich das Gefühl habe, sie sei mir gerissen. Zu meinem Glück hatte ich eine ganz liebe Frau ins Zimmer bekommen, die immer wieder geduldig und beruhigend auf mich einredete, dass die Schmerzen normal seien und alles wieder gut werden würde...Mit einer Frau zu reden, die diese Schmerzen kennt, nahm mir irgendwie schonmal die halbe Last von den Schultern...Und als dann endlich der Drainageschlauch raus war, entspannte sich sofort meine Gebärmutter und die Schmerzen wurden aushaltbar. Am zweiten Tag nach der OP wurde ich dann entlassen.

Heute wurden die Fäden gezogen, es gibt noch eine klaffende Stelle am Bauchnabel, die gestützt werden muss, damit sie nicht aufreißt. Und ich muss mich sehr schonen, darf nichts heben etc.......Na ja, eigentlich mache ich es natürlich trotzdem. Ich war nie der Typ für's Rumsitzen und ab nächster Woche will ich auch wieder arbeiten gehen, weil ich sonst noch sterbe vor Langeweile. Die hab ich mir übrigens in den letzten Tagen damit vertrieben, mein Unizeug und meine sonstigen Unterlagen zu sortieren und meinen Kleiderschrank und mein Regal aufzuräumen. Ich bin froh, dass ich trotz der Umstände wenigstens noch etwas Produktives tun kann.
Momentan ist das Schlimmste für mich, dass ich keinen Sport machen kann. Mittlerweile schon die 3. Woche nicht. Ich bin es gewöhnt, 4-5x die Woche zu trainieren, entsprechend hibbelig bin ich momentan auch, ohne Kraft, aber voller Energie. Nervige Kombination...! Und das soll noch 4 Wochen so weiter gehen......Aber ich sehe mich schon, wie ich entgegen jeder ärztlichen Empfehlung in wenigen Wochen wieder Kniebeuge und Liegestütze machen werde, vielleicht auch Klimmzüge und Gewichtedrücken. Will immerhin nicht in 4 Wochen als der totale Lappen dastehen.