Repetition
Es ist wirklich seltsam, welche Wege das Leben mitunter geht.

Ich habe mich lange hier nicht blicken lassen, hatte ziemlich viel mit und in meinem Leben zu tun. Die Trennung von Liza ist nun über ein Jahr her, am 28.08.2012 habe ich die Nachricht erhalten und mein Leben hat sich komplett gewandelt.
Dann war da die Schottlandreise mit einigen Grenzerfahrungen...Ich erinnere mich an meinen Geburtstag, der so schön verlaufen war. Am 29.02. schrieb ich sturzbesoffen vom Smartphone eines Typen aus, den ich zu dem Zeitpunkt zweimal gesehen hatte, irgendeine Person seiner Kontaktliste mit "Hey Schatz!" an, der seit dem 01.03. bis heute mein Freund ist.
Ich denke daran, wie ich am 12.03.2013 nach Wiesbaden fuhr und erst am 31.05. wieder in der Heimat war. Dann war da die Operation mit den langen Nachwirkungen, nur einen Monat später fing ich wieder ein Praktikum an. Und das bringt mich schon an den Punkt, wo ich heute stehe. Mitten im Leben, mit einer schier unglaublich perfekten Beziehung (und damit meine ich nicht dieses dämlich-romantische "perfekt" im Sinne von nie streiten, sondern das richtige "perfekt" mit dem richtigen Maß an Harmonie und Disharmonie), die wichtigsten Punkte im Studium äußerst erfolgreich abgearbeitet, ständig gestresst, aber zufrieden mit allem, wie es so ist.

Und nun passiert folgendes.

Ich hatte vor einiger Zeit mal etwas über meine Freundin Jane und ihren Freund geschrieben. Es ist immernoch unbegreiflich und ich tue mich schwer, es aufzuschreiben, weil es dann irgendwie noch mehr an Realität gewinnt, aber ihr ist mit genau diesem Mann das Gleiche passiert wie mir vor einem Jahr.
Ich hatte noch so schön geschrieben, wie romantisch es ist, dass er noch nie eine Freundin hatte...Tatsächlich hatte er sie angelogen und bereits einige halbjährige Beziehungen hinter sich.
Er hat sie betrogen. Er ist nach Fuerteventura gefahren und hat dort besoffen irgendein Mädchen in einer Ecke auf einer Party gefickt und es Jane ein halbes Jahr lang verschrieben. Er hat sie fast ganz aus seinem Leben herausgenommen und als sie bohrte, was denn nun der Grund sei, kamen alle möglichen Ausreden mit "Bindungsstörung" und "ein Leben, das nur auf den Grundtrieben Essen, Schlafen, Sex basiert"...und letztlich eben das Fremdgehen. Zum Sex sei es nur einmal gekommen, ansonsten "nur" knutschen und fummeln. Er habe es verschwiegen, weil er dachte, es sei nicht so wichtig.

Und es ist so absurd, nun von außen all die Phasen zu sehen, die Jane durchmacht und die ich in exakt der gleichen Weise vor einem Jahr durchgemacht habe.
Ich sehe, wie sie zwischen Wut, Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit, Erleichterung, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit hin- und hergeschaukelt wird. Wie sie es jeden Tag erst gegen 13 Uhr überhaupt aus dem Bett schafft - wenn sie es schafft. Keine Lust, irgendwas zu machen, einfach schlafen, nicht mehr duschen, Sachen nicht mehr wechseln. Ihrer Arbeit geht sie momentan nicht nach, für jeden Behördengang braucht sie Begleitung, weil sie es sonst einfach nicht macht, sie isst nicht, bewegt sich kaum..
Das erinnert mich unweigerlich an mich vor einem Jahr. Ich habe damals meine beste Freundin eingebüßt, die gerade zu dem Zeitpunkt frisch verliebt war und mir jedes Mal von ihrem Schatzi erzählte, bis ich ihr irgendwann sagte, es tue mir leid, aber ich könne es nicht mehr hören im Moment. Wir haben heute keinen Kontakt mehr.
Meine Mitbewohnerin musste mich jeden Tag aus dem Bett ziehen und zum Essen zwingen, das Gleiche, was ich und andere heute bei Jane machen.
Dann dieses Gefühl, nie wieder einem Menschen auch nur Ansatzweise vertrauen zu können. Dass keine Beziehung je wieder Sinn machen wird...Davon berichtet mir Jane oft.

In einer Sache sind sich die Situationen auch erschreckend ähnlich: Meine Ex meinte damals, sie nimmt sich jetzt eine Woche Zeit, um herauszufinden, ob sie die Beziehung noch möchte, was ich damals wie heute total arrogant finde. Ich meine, wenn jemand schon fremd geht, kann er froh sein, wenn der andere ihn mit dem Arsch noch anschaut! Und er hat überhaupt nicht das Recht, zu entscheiden, wie irgendwas weiter geht, sondern soll gefälligst abwarten, was der verletzte Teil sagt! Und ich dachte, meine Ex ist was das betrifft die mit Abstand größte Abartigkeit, die man sich vorstellen kann, aber Janes (Ex-)Freund sagte nun leider genau das Gleiche. Anstatt es dem anderen so leicht wie möglich zu machen und seine Konsequenzen aus der Sache zu ziehen, wird der andere hingehalten und darf noch wochenlang auf heißen Kohlen sitzend auf den Arsch warten. Das ist wirklich nicht fair.
Natürlich gibt einem so ein Ausrutscher zu denken, aber da kann man doch gleich sagen, man trennt sich erstmal und wenn es einem drei Monate später einfällt, dass man den anderen doch noch will, hat man halt Pech gehabt und muss die Konsequenzen aus seinen Fehlern ziehen!
Es ist so unfair, dass Jane nun dasitzt und hofft, dass ihr Ex nur keinen Zugang zu seinen Gefühlen hat.

Und dieses ständige Ausbrechen in Tränen...

Na ja, nun weiß ich, wie sich damals die anderen gefühlt haben. Irgendwie hilflos. Man möchte, so gut man kann, unterstützen, kann aber nur trösten, noch nicht mal Ratschläge geben, und schauen, dass er andere sich wenigstens hin und wieder mal was Gutes tut im Sinne von Essen und Duschen.
Was ich nun auch weiß: Der Zustand hält nicht ewig an. Auch wenn es einem in dem Moment nicht so vorkommt, irgendwann geht wieder die Sonne auf. Irgendwann kann man wieder lachen. Und irgendwann kann man auch wieder vertrauen.

Wie auch immer die Situation ausgeht...Ich hoffe so für sie, dass dieser Punkt schnell kommt. Und dass sie ihre Kränkungswut effektiver und schneller abbauen kann als ich.